Ergebnisse Workshop "Selbstständig Wohnen mit Autismus"

vorne von links: Corinna Usling, Gertrud Keller, Heidi Behr, Jacqueline Kawekji/ hinten von links: Melanie Esken, Maren Bohr, Klaus Wollny, Gerhard Birth, Markus Schneider (© Lebenshilfe Gütersloh)
Gruppenbild Workshop Selbstständig Wohnen mit Autismus

Welche Wohnformen wünschen sich Menschen mit Autismus?

Die klassischen Arbeits-, Wohn- und Freizeitangebote entsprechen nur selten den tatsächlichen Wünschen und Bedürfnisse von Menschen mit Autismus. Das zeigte sich erneut in den Diskussionen während des Workshops "Selbstständig Wohnen mit Autismus - geht das?", den die Vereine autismus Ostwestfalen-Lippe und die Lebenshilfe Gütersloh gemeinsam durchgeführt und zu dem sie Menschen mit Autismus sowie ihre Angehörigen eingeladen hatten.

Austausch mit Experten in eigener Sache

Ziel des Workshops war es, in einem ersten Schritt die aktuelle und künftige Bedarfslage zu ermitteln. Darüber hinaus ging es darum, Betroffene und Angehörige zu ermutigen, selber ihre Wünsche zu äußern und mitzuteilen, was rund ums Thema "Selbstständig Wohnen" wichtig für sie ist, was sein darf und was auf keinen Fall sein soll. "Der Workshop war der Auftakt, uns mit Menschen mit Autismus sowie mit ihren Angehörigen unmittelbar zu diesem Thema auszutauschen. Denn nur sie sind die Experten in eigener Sache und kennen ihre Bedürfnisse. Es war uns auch wichtig, unseren Klienten eine Plattform zu bieten, damit sie ganz unkompliziert miteinander in den Dialog treten konnten", erklärt Klaus Wollny, der zur Geschäftsführung des Regionalverbandes autismus Ostwestfalen-Lippe gehört.

Alle 25 Teilnehmer bestätigten die dringende Notwendigkeit nach Wohnangeboten und Perspektiven für Autisten mit hohem Unterstützungsbedarf. "So kommt es, dass viele Betroffene auch mit 30 Jahren noch im Elternhaus verweilen, was nicht selten mit enormen Belastungen für sie selber, ihre Angehörigen und ihr Umfeld einhergeht", schildert Gerhard Birth, Geschäftsführer der Lebenshilfe Güterloh, die Situation vor Ort.

Gegensätze lassen sich vereinbaren

Als weiteres Ergebnis des Workshops wurde deutlich, dass die Lebenssituation autistischer Menschen ganzheitlich betrachtet werden muss: Wohnen, Arbeit, Therapie und Freizeit bilden eine unzertrennliche Einheit, diese Bereiche greifen und wirken ineinander. Im Hinblick auf gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation ist es wichtig, "alles zu können, aber nichts zu müssen". Das ist die Herausforderung, die für eine gelingende Zukunftsgestaltung anzunehmen ist.

Aufgrund der vielfältigen Facetten von Autismus-Spektrum-Störungen überraschte es kaum, dass die Unterstützungsbedarfe und Wünsche sehr individuell sind. Dabei schließen sich Gegensätze nicht grundsätzlich aus, sondern erfordern ein flexibles und kreatives Denken, um sie zu vereinen und nutzbar zu machen. "So schließt eine dezentrale Alleinlage nicht automatisch eine Stadtnähe und damit gesellschaftliche Teilhabe aus. Große Räume lassen sich auch sehr gut mit kleinen Nischen vereinbaren, wie sich auch die Trennung von Wohnen und Arbeit durch eine geschickte Architektur an einem Ort realisieren lässt", meint Gerhard Birth. „Gute und wohnortnahe Perspektiven für Menschen mit Autismus zu schaffen, ist mit Blick auf den aktuellen, aber auch zukünftigen Bedarf eine Herausforderung, der wir uns, gemeinsam mit der Lebenshilfe, gerne stellen werden“, ergänzt Klaus Wollny.

Auf Basis der Workshop-Ergebnisse soll nun ein Konzept erarbeitet werden. Wer daran mitwirken möchten, kann sich gerne bei autismus Ostwestfalen-Lippe oder bei der Lebenshilfe Gütersloh melden:

Regionalverband autismus Ostwestfalen-Lippe e.V.
Klaus Wollny (Geschäftsführung)
Tel.: (0521) 32 20 11
wollny@autismus-owl.de

Lebenshilfe Kreisvereinigung Gütersloh e.V.
Gerhard Birth (Geschäftsführung)
Tel.: (05241) 2 80 80
info@lebenshilfe-gt.de